Ausstellung und Veranstaltungsreihe vom 08.bis 30. August 2020

Retten statt reden Programm

Veranstaltungsflyer (PDF)

Eingeladen hatte das Netzwerk Langendreer, ein breites Bündnis das sich schon 2015 gebildet hatte, um Geflüchteten in unserem Stadtteil das Ankommen zu erleichtern. Ziel ist es, das Zusammenleben in Langendreer gelingen zu lassen und sich vor Ort gegen Menschenfeindlichkeit und Rassismus zu positionieren. Die Veranstaltungsreihe fand statt in Kooperation mit der Seebrücke Bochum und Naturfreundejugend NRW.

Im Mittelpunkt des dichten dreiwöchigen Programms stand die Fotoausstellung der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch im LutherLAB. Sie und das begleitende Programm wollten aufmerksam machen auf das Sterben im Mittelmeer, die aktuelle Situation rund um Flucht und Vertreibung und unseren Umgang damit.

Die Ausstellungseröffnung fand am Samstag, den 08.08. Samstag um 16:00 Uhr im LutherLAB statt. Zum Eröffnungsprogramm eingeladen waren Dr. Gerald Hagmann, Superintendent des ev. Kirchenkreises Bochum und Schirmherr der Ausstellung, Andrea Busche, Bezirksbürgermeisterin.  Khadafi, Rapper und Mensch mit eigener Fluchterfahrung, der Chor United Voices unter der Leitung von Jens Kolpatzik sowie die Cellistin Katja Denzler sorgten für den musikalischen Teil. Danach bot die Veranstaltung Raum für Gespräche, Diskussion, Begegnung und die Möglichkeit vor der Kirche ein Schlauchboot in Originalgröße zu besichtigen.

Retten statt reden - Ausstellungseröffnung im LutherLABRetten statt reden - Eröffnunfsveranstaltung mit Schlauchboot

 

 

 

 

 

Das LutherLAB war neben dem Bahnhof Langendreer, dem Naturfreundezentrum und dem Marktplatz Langendreer der Ort für eine Reihe weiterer Aktivitäten:

Am Sonntag, den 09.08. stand der Dokumentationsfilm „Sea-Watch Rettung in letzter Sekunde“ im Mittelpunkt der Ausstellung. Im Jahr 2015 begleitete der Fernsehjournalist Peter Podjavorsek das Team der Sea-Watch und ihre Kapitänin Carola Rackete zwei Wochen lang und beobachtete die Geschehnisse an Bord des Rettungsschiffs. Er war dabei, als die Crew innerhalb weniger Tage rund 600 Flüchtlinge rettete. Der Film wurde an mehreren Tagen der Veranstaltungsreihe immer wieder im LutherLAB gezeigt und fand großes Interesse.

Knut Rauchfuss, Arzt und Vorstand der medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum, erläuterte am Mittwoch, den 12. August in seinem Vortrag „Todesursache Flucht – Das Sterben vor den europäischen Außengrenzen“, warum Menschen sich auf den Weg nach Europa machen, welchen Gefahren und Entbehrungen sie auf ihrem langen Weg ausgesetzt sind und berichtete, welche Mauern die Festung Europa bereits weit vor ihren unmittelbaren Außengrenzen zur Abwehr von Flüchtlingen errichtet hat.

Mit der Abschiebungs- und Flüchtlingspolitik setzte sich am 16. August 2020 die Veranstaltung „We’ll come united – gegen Abschiebungen nach Afghanistan, Guinea und überhaupt“ im LutherLAB auseinander. Nabie Ghorbani aus Afghanistan und Mohamed Bangoura aus Guinea mit Freund*innen riefen dazu auf, sich gemeinsam gegen Hetze und Ausgrenzung und für gleiche soziale Rechte für alle Menschen einzusetzen gegen eine Politik der Abschreckung, Angst und Abschiebungen für Geflüchtete.

Lesung und Musik – Texte über Flucht, die Liebe und das Leben mit musikalischer Begleitung“ gestalteten Redaktionsmitglieder des nid im LutherLAB„Neu in Deutschland“ (nid) ist eine deutschsprachige Zeitung über Flucht und Ankommen mit Texten geflüchteter Menschen. 2015 als Hilfsprojekt für Geflüchtete gestartet, entwickelte sich „nid“ zu einem literarischen Demokratieprojekt, in dem geflüchtete Menschen sich mit starken, sehr unterschiedlichen Stimmen in der deutschen Gesellschaft zu Wort melden. 2016 erhielt das Team für seine Arbeit den Deutschen Lesepreis und gelangte unter die Top Ten beim Nationalen Integrationspreis 2018 der Bundeskanzlerin. Mit der „Lesung und Musik – Texte über Flucht, die Liebe und das Leben mit musikalischer Begleitung“ gestalteten Redaktionsmitglieder im LutherLAB einen Vortragsabend, der einen beeindruckenden Einblick in den Alltag, die Gefühle, Hoffnungen und Probleme der Geflüchteten ermöglichte.

Am 20. August fand dann unter dem Titel „Safe Our Souls – ökumenische Andacht zur Sea- Watch Ausstellung“ ein Gottesdienst im LutherLAB mit den Pastoren Thomas Vogtmann, Michael Kemper und Tim Lindner statt.

Die „Seebrücke Bochum – Sichere Häfen“ stellte am 27. August die Aktion „#WirHabenPlatz – auch in Bochum“ der bundesweiten Seebrücke ins Zentrum einer Infoveranstaltung. Über 40.000 Menschen sitzen in überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln fest, unter ihnen über 4.000 unbegleitete Kinder und Jugendliche. Gleichzeitig hat Bochum die Infrastruktur und viele engagierte Menschen, um unbegleitete minderjährige Geflüchtete aufzunehmen. Die Veranstaltungsteilnehmenden diskutierten, was wir tun können. Wie könnten wir Bundestags- und Landtagsabgeordnete zum Handeln auffordern, um besonders schutzbedürftigen Menschen in Bochum Platz zu bieten?

„Hinschauen – Erkennen – Entscheiden – Handeln“ am 30. August war Martin Kolek, Crew-Mitglied bei der Sea-Watch im LutherLABZu einer abschließenden Abendveranstaltung mit dem Titel „Hinschauen – Erkennen – Entscheiden – Handeln“ am 30. August war Martin Kolek, Crew-Mitglied bei der Sea-Watch und Herausgeber und Mitautor des Buches „Neuland – Mission Possible“ ins LutherLAB eingeladen. Mit Filmaufnahmen und Videos dokumentierte er die Notwendigkeit der Sea-Watch Rettungsaktionen vor der Küste Libyens. Er berichtete über das Leben an Bord und persönliche Schicksale aus Gesprächen mit Geflüchteten und warnte: „Schlimmer, als sich mit den Ertrunkenen zu konfrontieren, sich den Toten zu stellen, die Menschenrechtsverletzungen zu erkennen, ist es, einfach wegzugucken.“

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